Nationalsozialismus in Winnenden: Martin Baier zeigt Orte von Tätern und Opfern


Hohe Nachfrage nach dem Stadtrundgang "Stadt unterm Hakenkreuz: Die NSDAP in Winnenden" an der VHS

Der Nationalsozialismus war nicht irgendwo weit weg, sondern war hier in Winnenden sehr präsent. Dies macht Martin Baier gerade mit seinen Stadtrundgängen an der VHS Winnenden deutlich. Er versetzt dabei die Teilnehmenden in die Zeit des Nationalsozialismus zurück und zeigt, wo Gliederungen und Personen des NS-Staats in Winnenden wirkten und auch Verbrechen begingen. Aufgrund Baiers umfangreicher Archivarbeit kann er auch nachzeichnen, ob und wie Täter nach dem Krieg in den sogenannten Spruchkammerverfahren verurteilt wurden.

Ausgangspunkt von Baiers Stadtrundgang ist der Winnender Marktplatz, wo man sich das Alte Rathaus in Hakenkreuzbeflaggung vorstellen müsse. Weiter geht es über die Marktstraße und die Wagnerstraße, wo sich das SA-Dienstzimmer befand, zur Ringstraße, wo Martin Baier vom Hitler-Kult dieser Zeit berichtet. Auf dem Weg von einer Wagner-Aufführung in Bayreuth durchfuhr Hitler auch Winnenden, was die NS-Propaganda zu überschwänglicher „Führer“-Verehrung nutzte. Weiter am Holzmarkt berichtet Baier über NS-Hochzeiten, die oft im Festsaal der Winnender Heilanstalt stattfanden. Im Zentrum dieser Hochzeiten standen NS-Propaganda mit Rassenideologie und dem Einschwören der Frau auf ihre Rolle im NS-Staat als Mutter und Hausfrau. Das Winnender Kino in der Ringstraße ist Anlass, auf die Filmpropaganda des NS-Regimes einzugehen. Am ehemaligen Heim der Hitlerjugend in unmittelbarer Nachbarschaft verdeutlicht Baier, wie die Jugend auf den Krieg eingeschworen wurde. Kurz geht Baier bei der Heilanstalt auf die Patientenmorde des NS-Regimes ein. Der dortige Festsaal war zudem ein beliebter Veranstaltungsort der Winnender Parteigliederungen. An der Schule in der Schloßstraße thematisiert Baier die Rolle von Schule und Lehrerschaft im NS-Staat. Auch viele Winnender Lehrer waren besonders fanatische Anhänger des NS-Regimes. Der Abschluss des Stadtrundgangs bildet das Zeitungshaus, wo Baier über die Rolle der gleichgeschalteten Presse und auch auf die in Winnenden eingesetzten Zwangsarbeiter und Widerstand in Winnenden berichtet.

Ursprünglich hatte die VHS „Stadt unterm Hakenkreuz: Die NSDAP in Winnenden - ein Stadtrundgang“ einmal im Programm. Aufgrund der überwältigenden Nachfrage nach diesem Thema wurde erst ein zweiter, dann ein dritter Stadtrundgang zum Thema NSDAP nachgeschoben. Alle sind inzwischen ausgebucht. Für den 20. April 2023 ist ein Stadtrundgang zum Kriegsende an der VHS Winnenden vorgesehen. Martin Baier freut sich dazu mit Zeitzeugen ins Gespräch zu kommen. Er ist unter 0176-47283740 zu erreichen. 

Foto: Martin Baier beim Stadtrundgang zur NSDAP in Winnenden am 12.11.22


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