75 Jahre VHS Winnenden: Teil 3 der Artikelserie


Die ehemalige VHS-Leiterin Christel Ludwig berichtet über die Anfangszeit von 1946 - 1950

Das VHS Programmheft (Arbeitsplan) Herbst 1949 ist üppig: 12 Seiten! Und man hatte sich etwas einfallen lassen, auch dem „Herrn Nachber“ die VHS schmackhaft zu machen.
So könnte man heute sicher nicht mehr auf die Angebote hinweisen. Und doch zeigt sich in dem launigen Text, was VHS-Programme bis heute prägt: Angebote aus vielen Wissensgebieten, in vielfältigen Formen dargeboten, für Menschen verschiedener sozialer Herkunft, mit unterschiedlicher Vorbildung und für alle Altersgruppen. 

Was Volkshochschule erfolgreich macht
Volkshochschule - schon der Name birgt in sich, was die Bildungseinrichtung seit jeher begleitet, das Urteil – meist Außenstehender – nichts Halbes und nichts Ganzes zu sein. Eine Hochschule für das Volk. Volk und Hochschule, die Kombination scheint suspekt. Dennoch ist es eine Einrichtung, die ankommt. Gäbe es sonst Volkshochschulen nahezu flächendeckend nicht nur in Deutschland? Würden sonst Menschen seit Jahrzehnten die Einrichtung besuchen?
Jede Volkshochschule ist von den Gegebenheiten ihres Umfeldes geprägt. Eine VHS in Schweden macht andere Angebote als eine in Österreich, eine in Mecklenburg-Vorpommern andere als eine in Baden-Württemberg, eine in der Großstadt andere als eine in einer mittelgroßen Stadt oder in einem Ort im ländlichen Bereich. 
Was alle Volkshochschulen in Europa eint, ist der andauernde, nicht spektakuläre, sondern solide Erfolg. 75 Jahre VHS in Winnenden sprechen dafür.

Vielfältige Unterstützung
Das Papier ist nicht mehr ganz so knapp. Die Währungsreform hat den Handel beflügelt. Winnender Geschäfte inserieren im VHS-Programm und unterstützen so die Einrichtung vor Ort. 
Es muss 1949 lebendig zugegangen sein im Handel und Wandel Winnendens. Die Marktstraße ist von Geschäften belebt. Viele der Namen finden sich in regelmäßiger Folge in den Programmheften der VHS. 
Die Firmen dokumentierten damit nicht nur das Prosperieren ihrer Geschäfte, sie zeigten damit auch, welchen Stellenwert sie der VHS beimaßen. Die Förderung der VHS durch Anzeigen im Programmheft gehörte von da an über Jahrzehnte zum „guten Ton“ der einheimischen Geschäftswelt. Während der 25 Jahre meiner Tätigkeit für die VHS war es die Unterstützung einiger Institutionen und Firmen über die Anzeigen hinaus, die so manche besondere Veranstaltung erst ermöglicht hat. 

Auf der Suche nach „unbelasteten“ Lehrpersonal
Aber zurück zu den Anfängen. In knappster Form sind im Winterprogramm 1946/47 Namen einiger Kursleiter angegeben: Heckel, Dr. Scheele, Drescher, Frau Kübler, Georgi, Freund, Schwedhelm, Ammon, Hofmann, Abbrecht (Amerikanische Umgangssprache), Hasser, Dr. Blum, Millauer, Fromme, Geyer, Wandel, Eberle. 
Eine Hauptaufgabe des damaligen Leiters war es, „unbelastete“ Menschen für die Lehrtätigkeit zu verpflichten und auch den entsprechenden Nachweis beizubringen, wie ein Brief vom 11. November 1946 an die Spruchkammer Waiblingen zeigt. 
Therese und Peter Freund sollten in den folgenden Programmen immer wieder auftauchen. Sie gehörten zu den Winnendern, die aktiv das kulturelle Leben der Stadt aufbauten.

1950: Volkshochschule wird Verein
Die Programme der ersten Jahre sprechen von Rückschau, von Orientierungssuche, von Aufbruch. Mit Unterstützung der Alliierten wurde demokratisches Denken und Handeln gefördert.
Mit der Währungsreform im Juni 1948 wurde der Startschuss zum wirtschaftlichen Wiederaufbau gegeben. Das Grundgesetz der BRD trat im Mai 1949 in Kraft. Im September wurde der 1. deutsche Bundestag gewählt. Gewählt wurden Theodor Heuss zum ersten Bundespräsidenten, Konrad Adenauer zum Bundeskanzler. Am 7. Oktober erfolgte die Gründung der DDR.
Die Volkshochschule Winnenden wurde 1950 ein e.V., dem dann die Gemeinnützigkeit zuerkannt wurde.


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